Die Welt
Buchrezension: „Die Welt: Eine Familiengeschichte der Menschheit“ von Simon Sebag Montefiore
Mit seinem Monumentalwerk „Die Welt: Eine Familiengeschichte der Menschheit“ präsentiert Simon Sebag Montefiore dem zunehmend gefesselten Leser auf 1.536 Seiten eine umfassende Weltgeschichte aus Sicht der Familien. Der Kern seiner Sicht: Die Geschichte unserer Zivilisation ist eine Geschichte von Familien. Mit der ersten begann die Menschheit. Alle nachfolgenden Familien, die auch Dynastien entwickelten, schrieben die Geschichte fort – ein Prozess, der bis heute andauert. Aus dieser Perspektive entfaltet der Weltbestsellerautor ein kulturenumspannendes Panorama auf allen Kontinenten und durch alle Zeiten. Es geht um Familien, Clans, Sippen und Dynastien. Das Werk beansprucht Einmaligkeit, denn so vielschichtig und vor allem aus diesem Blickwinkel wurde die Weltgeschichte noch nie erzählt.
Lob von höchster Seite
Der im November 2023 im Alter von 100 Jahren verstorbene ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger hatte das Werk noch vollständig gelesen. Er adelte es. Zitat: „Ein Werk mit erstaunlichem Umfang … außerordentlich gelehrsam … Montefiore verwebt Geschichten von Königen und Dienern, Höflingen und Pionieren, Predigern und Philosophen … Alle haben sie Geschichte geschrieben. … Ein brillantes Werk. Auch gebildetste Leser gewinnen neue und tiefgehende Einsichten.“
Der Beginn der Familienmenschheitsgeschichte
Montefiore lässt seine opulente Erzählung vor 950.000 Jahren beginnen. Dieser künstlerische Ansatz verweist auf die Intention eines Romanciers, denn rein wissenschaftlich gesehen bilden auch Tiere und somit ebenfalls die Frühmenschen natürlich Familienverbände. Aber irgendwo müssen wir schließlich den Ursprung unserer Zivilisationsgeschichte verorten. Also schickt der Autor in seinem historischen Epos eine Familie vor knapp einer Million Jahren auf einen Strandspaziergang. Davon ausgehend spinnt er sein Familien- und Gesellschaftsdrama fort, lässt auch die Neandertaler nicht aus, schafft den unglaublich weiten Bogen über die Könige der Saud, Cäsar und die Kennedys bis zum gegenwärtig (2024) noch herrschenden chinesischen Staatschef Xi Jinping. Für diese Art der Weltgeschichte wählte Montefiore 23 Akte, in denen von den Anfängen der Menschheit bis heute ein großes Welttheater spielt: oft begeisternd, ebenso oft verzweifelt, manchmal verträumt, vielfach brutal und erbarmungslos, sehr realistisch und überaus einfallsreich.
Die Familiengeschichte(n) der Menschheit inszeniert der Schriftsteller als ergreifendes Drama, erschütternde Tragödie und manchmal auch unglaubliche Komödie. Familienmitglieder lieben und hassen einander, sie feiern miteinander Erfolge, erleiden aber auch gemeinsame Niederlagen und müssen ihren Niedergang erleben. Das veranschaulicht Montefiore meisterhaft. Die Leserinnen und Leser fühlen hautnah mit, wie dieses epische Panorama die Weltgeschichte fortwährend vor sich herschiebt. Geschönt hat der Autor nichts, umso ergreifender und intensiver erscheinen seine Schilderungen. Er schafft überwältigende Visionen und zeichnet manchmal intime Bilder für die seltenen Augenblicke, an denen die Menschheitsgeschichte stillzustehen scheint.
Stimmen aus der Presse über Die Welt
- Tanya Gold schreibt im Jewish Chronicle: „Diese Geschichte der Welt reicht von den Neandertalern bis hin zu Donald Trump. Das Buch ist enorm unterhaltsam!“
- Gerard DeGroot lobt in The Times: „Berauschend!“
- Dem schließt sich Robbie Millen für das Times Radio an: „Großartig. Monumental!“
- Auch The Observer spart nicht mit Lob: „Eine bemerkenswerte Leistung!“
- BBC History Revealed bezeichnet das Werk als „meisterhaft und wahrhaft atemberaubend“.
- Peter Frankopan findet es „ungeheuer ehrgeizig, gleichzeitig gelehrt und voll mit Überraschungen“.
- Olivette Otele war bewegt vom „epischen, fesselnden und vielfältigen“ Wissenschaftsroman.
- Ben Okri gesteht dem Autor „große Meisterschaft“ zu.
- Simon Schama bedankt sich für das „atemberaubende, ungeheure Geschenk“.
- Michael Brackmann attestiert dem Buch im Handelsblatt den Touch einer „Netflix-Serie voller Sex und Crime“.
- Ernst W. Koelnsperger hat das Werk für Studiosus Bücherschau rezensiert. Er schreibt: „Simon Montefiore lässt seine Leser auf dramatische und ungeschönte, dabei durchweg ergreifende Weise die Weltgeschichte intensiv erleben.“
Historisch wertvoll
- Stephan Wackwitz bescheinigt in der ZEIT der Neuerscheinung, sie sei „für … Leser mit historischem Interesse und für diejenigen mit historischer Vorbildung und einem Faible für ungewohnte Perspektiven unterhaltend und erkenntnisfördernd, dabei spannend, erstaunlich und überaus gewichtig. Der Geschichts- und Geschichtenerzähler zieht den Leser in eine Wunderkammer abenteuerlicher Gleichzeitigkeit hinein: Europäisch-bekannte Ereignisse werden mit jenen in Asien, Afrika und Amerikas in eine Zeitreihe gestellt. Von Letzteren hat man entfernt schon einmal gehört, doch durch dieses Buch werden sie uns stereoskopisch zugleich mit unserer bekannten Geschichte vor Augen geführt. Passagenweise ergibt sich das Gefühl, die historischen Vorgänge endlich als Farbfilm zu betrachten, bislang erschienen sie eher schwarz-weiß. Das Verfahren von Montefiore eröffnet in der Tat eine neue Sicht auf die Menschheitsgeschichte.“
- Michael Hesse kommentiert in der Frankfurter Rundschau: „Wer Geschichte mit Spaß lesen will, aber auch das Schaudern über die Welthistorie liebt, dem sei dieses Buch von Montefiore ans Herz gelegt. Es ist großartig erzählt: Weltgeschichte garantiert immer einen Riesenkrach innerhalb von Familien.“
- Peer Teuwsen rezensiert in der NZZ am Sonntag wie folgt: „So ein Buch haben wir noch nicht gelesen: Die Menschheitsgeschichte auf allen Kontinenten aus Familiensicht ist allein schon in ihren Anmerkungen so detailreich, dass das Lesen zum Abenteuer wird.“
- Für den DAILY TELEGRAPH merkt James Wolton an: „Dieses Geschichtsbuch enthält so ziemlich alles, was überall stattfand, ab dem Auferstehen des frühen Homo Sapiens bis zur russischen Invasion der Ukraine: einfach erstaunlich!“
Über den Autor von Die Welt
Simon Sebag Montefiore (*1965) ist ein britischer Journalist, Romanautor und Historiker. Er studierte in Cambridge, promovierte in Philosophie und verfasste bereits mehrere preisgekrönte Weltbestseller. Seine Werke wurden in 48 Sprachen übersetzt: Neben „Die Welt: Eine Familiengeschichte der Menschheit“ stammen von ihm auch „Stalin. Am Hof des roten Zaren“, „Jerusalem: die Biografie“ und „Die Romanows“. Auch eine Biografie über Potjomkin, den wichtigen Gefährten von Katharina der Großen, gehört zu seinem Œuvre. Vorfahren von Simon Sebag Montefiore sind Moses Montefiore und Joseph Sebag-Montefiore, beide einflussreiche jüdische Politiker in England. Der Autor hat ein Faible für russische und jüdische Geschichte. Er unternahm in die Länder der früheren Sowjetunion mehrere ausgedehnte Reisen, vor allem in die Ukraine, in den Kaukasus und nach Zentralasien. Ein Cousin von Montefiore, der britische Beamte Julius Jacobs, kam 1946 bei einem Bombenanschlag in Jerusalem ums Leben, den die radikal-zionistische Terrororganisation Irgun verübt hatte.
Immer wieder bezieht Montefiore Stellung zu aktuellen politischen Ereignissen. So sieht er eine Parallele zwischen dem gegenwärtigen russischen Wladimir Putin und nahezu allen Zaren. Zentral seien zwei Paradigmen, so der Historiker Montefiore: Die Herrscher seien von der großen Furcht beherrscht, gestürzt zu werden. Gleichzeitig seien sie vom totalen Glauben beseelt (gewesen), dass nur sie allein Russland retten können. Bei Putin bestehe die Rettung aus seiner Sicht in der Schaffung einer nationalistischen Autokratie mit orthodoxem Glauben. Diese baue er nun zielgerichtet aus. Dass Donald Trump in seinem Wahlkampf 2016 deutliche Sympathien für Putin erkennen ließ, kommentierte Montefiore lakonisch: „Er (Trump) hat keinerlei Vorstellungen von der tatsächlichen russischen Herrschaft.“
Leserinnen und Leser zu „Die Welt: Eine Familiengeschichte der Menschheit“ von Simon Sebag Montefiore
Eine Leserin merkt an, dass Simon Sebag Montefiore eine „geniale neu erzählte Menschheitsgeschichte“ und ein Buch „voller Geschichten, Anekdoten und Namen“ vorlegt. Es sei dem Autor gelungen, so die Rezensentin, nicht nur große Weltgeschichte zu präsentieren, sondern auch Bilder zu malen. So könne man nachvollziehen, wie der frühere amerikanische Präsident und sein damaliger Außenminister die indische Staatschefin Indira Gandhi sahen, als diese die internationale Politikbühne betrat. Das mache die Faszination des Werks aus, das nicht eine bloße Anhäufung von Fakten, sondern eine Sammlung wirklicher Familiengeschichten sei. Das über 16 Seiten reichende, dabei sehr übersichtliche Inhaltsverzeichnisse sei hilfreich: Jeder Leser könne auch an einer bestimmten Stelle in die Lektüre einsteigen, die seinen Interessen entspricht.
Mehrere Leser würdigen den Umfang des Buches. Die Printausgabe wiegt immerhin über zwei Kilogramm. Das Mammutwerk habe seine Berechtigung, so der einheitliche Tenor. Wer Weltgeschichte aus Sicht von Familien schreiben und dabei wenigstens punktuell auch in die Tiefe gehen wolle, benötige wahrscheinlich nicht weniger als 1.536 Druckseiten. Nur so gelinge es, mit einem völlig neuen Blick die Geschichte zu betrachten, was Montefiore sehr spannend und unterhaltsam gelungen sei. Zeit und Geduld seien dennoch große Helfer beim Lesen. Es ist kein Unterhaltungsroman, so viel steht fest. Hinter den fundierten Darstellungen steht der promovierte Historiker Montefiore, der seine Leser gelegentlich auch fordert. Diese fühlen sich aber am Ende belohnt.
Günter Kaindlstorfer präsentiert in „Andruck – Das Magazin für Politische Literatur“ des Deutschlandradios eine achtminütige Audio-Rezension. Im Fokus steht das Buch „Die Welt. Eine Familiengeschichte der Menschheit“ von Simon Sebag Montefiore. Dieses renommierte Magazin widmet sich der politischen Literatur und bietet Hörern tiefe Einblicke in die Werke bedeutender Autoren.
Und hier als PDF: https://bilder.deutschlandfunk.de/8e/01/3e/6f/8e013e6f-4910-4ad1-a323-3fdd6c2d5af7/simon-sebag-montefiore-die-welt-100.pdf